Hobbygärtner, die in den bisherigen Teilen unserer Pflanzanleitung alles richtig gemacht haben, scheitern in der Regel spätestens jetzt – wenn es darum geht, eine langfristige, richtige Pflege an den Tag zu legen. Dabei muss man ja nichtmal jeden Tag in den Garten! Man muss nur wissen, wann und wie. Wie muss ich Pflanzen richtig pflegen?
Warum der Pflegezeitpunkt für Heckenpflanzen so wichtig ist
Wer sein frisches Grün erst einmal in den Boden gebracht hat, sollte auch wissen, wie man es schafft, eine Pflanze auch langfristig gesund und vital zu halten. Andernfalls kann man schnell beobachten, wie der heimische Garten in warmen Sommermonaten mehr und mehr Ähnlichkeit zu einer südamerikanischen Tabakplantage aufbaut.
Damit kommen wir indirekt auch schon zum Thema: dem richtigen Pflegezeitpunkt für Heckenpflanzen. Insbesondere die Monate Mai, Juni, Juli und August sind sehr pflegeintensiv, da viele Pflanzen in dieser Zeit ihre primäre Wachstumsphase haben. Dabei ist es unwesentlich, ob die Pflanze bereits im Herbst des Vorjahres oder erst im Frühjahr des aktuellen Jahres gepflanzt wurde. Viel wichtiger ist, dass die Pflanze in einem mäßig feuchtem Boden steht, damit zumindest die minimalen Grundvoraussetzungen für eine effektive Wurzelneubildung gegeben sind und die “Anwachsphase” positiv ausfällt.
Gerade bei immergrünen Gehölzen, wie z.B. Thuja-Lebensbäumen, Taxus oder Kirschlorbeer, ist es besonders wichtig, dass die Pflege in den wachstumsintensiven Monaten nicht vernachlässigt wird. Besonders in den etwas größeren Dimensionen werden diese Immergrünen fast ausschließlich mit Ballen geliefert, da die Kultivierung von Größen jenseits der 2,5 Meter (je nach Pflanzenart) nur noch im Freiland möglich ist. Das hat zur Folge, dass die Pflanze bei der Rodung einen Teil ihrer Wurzelmasse in der Erde zurücklassen muss, damit sie als Ballenpflanze in den Versand gehen kann.
Obwohl der immergrünen Ballenpflanze nach ihrer Pflanzung im Kundengarten also nun weniger Wurzelmasse zur Verfügung steht, muss sie trotzdem 100% ihrer (grünen) Blatt- bzw. Nadelmasse mit Wasser und Nährstoffen versorgen. In dieser kritischen Phase reagieren Pflanzen sehr empfindlich auf negative Einflüsse wie z.B. zu trockenen Boden, einen schlechten Standort (Licht, pH-Wert, Wurzeldruck etc.) oder auch Staunässe. Um solche negativen Einflüsse zu verhindern, geben wir einige Tipps, die das Pflanzen(über)leben im eigenen Garten grundlegend sicherstellen können und den Geldbeutel schonen.
Tipp 1: Gießrand
Mit einem Gießrand kann man nicht nur überschüssiges Erdreich dekorativ verarbeiten, sondern hilft der Pflanze damit wirklich enorm. Wenn nicht schon während der eigentlichen Pflanzung geschehen, sollte spätestens jetzt ein Gießrand angelegt werden. Einfach einen Teil des vorhandenen Erdreichs etwa mit dem Abstand einer halben Ballenhäfte um den Stamm ca. 10-15 cm hoch (je nach Pflanzengröße) aufhäufen und mit einer Schaufel oder von Hand verdichten. Der Gießrand (siehe Abb. 1 und 2) verhindert, dass das Wasser (z.B. durch ein leichtes Gefälle an der Pflanzstelle) in eine andere Richtung abfließen kann. So versickert das Wasser wirklich da, wo es gebraucht wird – am Ballen, wo sich die Wurzeln befinden!
Tipp 2: Gezielter Schnitt
Durch einen gezielten Rückschnitt kann die zu versorgende Grünmasse erheblich reduziert werden. Ein rechtzeitiger Pflanzschnitt kann somit in Krisenzeiten über das Leben der Pflanze entscheiden. Während eine Nordmanntanne oder Fichte sicherlich nicht zwingend seitlich zurückgeschnitten werden muss, können Thuja-Lebensbäume, Eiben oder Kirschlorbeer (Prunus) erheblich davon profitieren, wenn ihre seitliche Grünmasse um 20-50% reduziert wird. So kann die Pflanze, trotz ihrer geringen Wurzelmasse, die übrige Grünmasse auch weiterhin mit Wasser und Nährstoffen versorgen, ohne dass die Wurzelneubildung unter den “knappen Ressourcen” leiden muss. Mit Grünmasse bezeichnet man in der Baumschule übrigens nur den Triebteil, der mit gesunder und vitaler Blattmasse oder vitalen Nadeln besetzt ist (siehe Abb. 3).
VORSICHT! Nur wenige Nadelgehölze verkraften einen Rückschnitt in den “braunen oder kahlen Teil”! Je nach Wachstumszustand sollte man daher individuell beurteilen, wie viel Rückschnitt die Pflanze verkraftet. Ist der Rückschnitt zu stark, kann sich die Pflanze ggf. nicht mehr davon erholen und der gewünschte (positive) Wachstumseffekt bleibt aus. Die Pflanze bleibt braun, unansehnlich und macht höchstens auf dem Kompost noch etwas her.
Ein adäquater Rückschnitt kann das Wachstum der Pflanze also durchaus positiv beeinflussen, insbesondere dann, wenn das geliebte Grün irgendwann einmal in eine attraktive Form gebracht werden soll. Sind sog. Formgehölze, zu denen auch Thuja-Lebensbäume, Buchsbäume oder div. Zypressen zählen, erst einmal angewachsen, sollte man lieber weniger, aber dafür regelmäßig schneiden. So kann das Formgehölz auch über Jahre hinweg gezielt in Form gebracht und bei kleineren Unförmigkeiten leicht und unkompliziert korrigiert werden.
Tipp 3: Verdunstungsschutzmittel
Wer von sich behaupten kann, dass regelmäßige und pünktliche Bewässerung nicht zu den persönlichen Stärken gehört, hat noch eine letzte Möglichkeit, mit der das Ableben der Pflanze zumindest ein wenig nach hinten verschoben werden kann: Verdunstungsschutzmittel. Diese organischen Spritzmittel können im Baumschul- bzw. Landwirtschaftsfachhandel für wenig Geld bezogen werden und werden verdünnt mit Wasser als Spritzmittel auf die Pflanze aufgetragen. Der sich bildende (unsichtbare) Film schützt die Pflanze effektiv vor übermäßiger Verdunstung, kann ein Austrocknen aber natürlich nicht verhindern. Für den Einsatz in speziellen Fällen (z.B. bei einer Pflanzung von großen immergrünen Gehölzen mit viel Blattmasse, die unglücklicherweise im Sommer stattfindet) sind Verdunstungsschutzmittel allerdings eine sinnvolle Investition, die schon so mancher Pflanze das Überleben gesichert hat.
Tipp 4: Keine Panik!
Leichter gesagt als getan – aber wenn trotz aller fachlich korrekt ausgeführten Maßnahmen doch das ein oder andere Blatt- oder Nadelwerk mal etwas braun werden sollte, muss das nicht unbedingt etwas schlechtes bedeuten. Insbesondere immergrüne Laubgehölze wie Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), div. Rhododendronarten aber auch immergrüne Nadelgehölze (Eiben, Thuja Brabant, Thuja Smaragd usw.) werfen alljährlich gerne mal ein paar Blätter oder Nadeln ab. Ein ganz natürlicher Prozess, der nach einer frischen Verpflanzung auch mal etwas stärker ausfallen kann.
Zwei weitere große Pflanzengruppen sind die laubabwerfenden Gehölze und die Stauden. Wenn Bodenvorbereitung und Wasserversorgung stimmen, gibt es beim Anwachsen meist keine Probleme. Da die weiteren Pflegeansprüche hier durchaus sehr unterschiedlich sein können, sollten detaillierte Fragen individuell für das jeweilige Problem geklärt werden. Selbstverständlich steht Ihnen unser kompetentes Team dabei zur Seite!