In diesem Artikel behandeln wir ein heikles Thema, bei dem sogar vermeintliche “Fachleute” wie Gärtner, Garten- und Landschaftsbauer oder Spediteure viele fatale Fehler machen, die das Wachstum von Solitärpflanzen im schlimmsten Fall beeinträchtigen können. Wer schwere Pflanzen richtig entladen und transportieren will, muss einige Dinge beachten…
Wenn’s wieder mal schnell gehen muss…
Steht der Spediteur mit seinem beladenen LKW erst einmal auf dem Hof, muss es meistens schnell gehen. Doch gerade in der Hektik entstehen die meisten Fehler! Wer nicht fachmännisch handelt, kann vermeidbare Unfälle herbeiführen. Die nachfolgenden Punkte sind nur einige der möglichen Konsequenzen einer nicht fachgerechten Handhabung:
- Bereits beim Entladen können die Pflanzen oder der Ballen beschädigt werden. Ein zerstörter Ballen oder ein beschädigter Hauptstamm können das Anwachsen einer Ballen- oder Containerpflanze unter Umständen negativ beeinflussen.
- Eine grob fahrlässige und sporadische Sicherung von großen Solitärpflanzen, die teilweise mehrere Tonnen wiegen, bringt ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich. Gleiches gilt auch für ungeeignetes Transportmaterial (z.B. bei zu geringer Tragkraft der Gurte oder veraltetem / beschädigtem Material)
- Auch Fahrzeuge können durch nicht sachgemäße Handhabung beschädigt werden. Ist das Transportfahrzeug oder Gerät für den Transport von schweren Solitärpflanzen nicht ausgelegt, können Schäden an den Maschinen die Kosten für das Pflanzvorhaben deutlich in die Höhe schrauben.
Nun wird’s heikel: Solitärpflanzen entladen und transportieren
Anders als bei einem Versand von Heckenpflanzen, die auf einer Palette gepackt und geliefert werden, können schwere Solitärpflanzen (also auch Bäume) nur “lose” geladen werden. Das bedeutet, dass die Pflanzen auf einem für Gewicht und Größe der Pflanze geeignetem Transporter (z.B. Sattelzug oder Landmaschinen-Anhänger) einzeln geladen und gesichert werden.
Somit muss auch fast jede Pflanze wieder von Hand entladen werden, selbst wenn schwere Maschinen zur Verfügung stehen. Die Vorbereitung für den Transport einer Solitärpflanze (Gurte, Haken etc.) müssen noch manuell erledigt werden. Aber wie kann man Solitärpflanzen möglichst sicher entladen und transportieren?
1. Hochwertiges Material
Die Sicherheit eines Transportes steht und fällt mit dem Material. Die manuelle Vorbereitung kann fehlerfrei sein, aber wenn Gurte, Schäkel oder Ketten minderwertig und beschädigt sind, kann jeder Transport schnell in einem Desaster enden. Zu der Grundausstattung sollten zumindest ein adäquates Ballengeschirr und mehrere Schwerlastgurte gehören. Die Tragkraft sollte auf das Pflanzengewicht abgestimmt werden. Weiches Material wie Jute oder Fließ eignet sich hervorragend für die Polsterung des Stammes, an dem die Gurte befestigt werden. (Bild 1)
2. Geeigneter Entladeplatz
Der liefernde LKW sollte auf einem geeigneten Entladeplatz abgestellt werden, auf dem der Boden möglichst befestigt ist und ausreichend Rangierfläche für die Maschinen gewährleistet ist. Einfache Gehwegplatten oder Bordsteine können dem Gewicht eines Radladers, der gerade einen schweren Baum transportiert, schnell nachgeben und verursachen so hohe Sachschäden! Transportweg vorher kontrollieren!
3. Befestigung der Transportgurte
FALSCH: Bild 2 zeigt, wie Gurte auf KEINEN FALL befestigt werden sollten. Bei dieser nicht fachgerechten Methode kann nicht nur die gesamte Pflanze aus dem Gleichgewicht geraten und aus der Befestigung kippen, wenn der Gurt bzw. das Seil verrutscht, sonder auch der Stamm kann schwere Schäden an der Rinde davontragen.
RICHTIG: Bild 3 zeigt eine gute Befestigungsmethode, mit der Bäume entladen und transportiert werden können. Der Baum aus unseren Beispiel ist zwar nicht sonderlich schwer, aber zur Demonstration der richtigen Befestigungstechnik gut geeignet. Diese Technik kann auch für Solitärpflanzen mit einem größeren Ballen angewendet werden.
Das Ballengeschirr wird so unter dem Ballen positioniert, dass der Ballen nach dem Anheben seitlich und sicher in dem Geschirr liegt. Das primäre Gewicht wird dabei vom Ballengeschirr getragen. Ein zweiter Gurt wird, je nach Pflanzengröße und Schwerpunkt, auf etwa 1/3 der Höhe des Hauptstammes befestigt, um die Pflanze beim Transport zu stabilisieren und seitliches Verrutschen zu verhindern. Hier muss zwingend Jute o.ä. als Polstermaterial verwendet werden, damit der Stamm durch den Gurt nicht beschädigt wird !!!
4. Entladen und Anheben mit der Gabel (Radlager, Trecker, Gabelstapler etc.)
Steht kein Ballengeschirr o.ä. für die Entladung oder den Transport zur Verfügung, werden Solitärpflanzen in der Praxis auch mit der Gabel entladen und transportiert. Diese Methode ist weit verbreitet, allerdings nicht ganz so sicher, wie die Befestigung mit einem Ballengeschirr. Nachdem die Gabel unter der Pflanze positioniert ist, kann die Pflanze angehoben werden. Eine oder mehrere Personen sollten das Solitärgehölz am Stamm gegen Umkippen sichern und die Baumkrone vor Zusammenstößen bewahren (siehe Bild 4).
Nicht zu vernachlässigen: Sichere Arbeitskleidung
Egal ob im eigenen Garten, auf der Baustelle oder in der Baumschule – ein adäquater Arbeitsschutz sollte überall gewährleistet sein. Wer mit schweren Geräten, Gegenständen oder Pflanzen hantiert, sollte für den Fall der Fälle wenigstens hinreichend geschützt sein. Eine schwere Palette oder Pflanze kann schnell umkippen, wenn man nicht aufpasst. Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe, Handschuhe und – je nach Arbeit – Helme oder Augenschutz können die empfindlichen Körperregionen i.d.R. vor den gröbsten Gefahren schützen und werden dringend empfohlen.